Behandlung

Wie sind die Heilungschancen?

Eine individuelle Prognose für Ihren Krankheitsverlauf kann der Arzt erst nach Abschluss aller Untersuchungen äußern, da sie von verschiedenen Faktoren abhängig ist. Es gilt jedoch: Eine frühzeitige Diagnose erhöht Ihre Heilungschancen erheblich!

Je nach Erkrankungsstadium bestehen unterschiedliche Heilungschancen:
  • In einem frühen Erkrankungsstadium sind bis zu 90% der Fälle heilbar1
  • Im fortgeschrittenen Stadium, insbesondere bei Anwesenheit von Fernmetastasen, überleben bis zu 50% der Patienten die kritischen ersten fünf Jahre – vorausgesetzt Metastasen in z.B. Leber und Lunge können chirurgisch entfernt werden.2

Therapiearten

In den letzten Wochen sind Sie durch eine Reihe von Untersuchungen gegangen, durch eine Phase der Wartezeit, die mit vielen Fragen und Sorgen verbunden ist. Nun steht die Diagnose endlich fest. Anhand dieser wird die Behandlungsstrategie erstellt. Sie hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu zählen neben dem Erkrankungsstadium auch Ihr gesundheitlicher Allgemeinzustand und Ihr Alter.

Lassen Sie sich die für Sie in Frage kommenden Behandlungsoptionen von Ihrem behandelnden Arzt genau erklären. Falls Sie sich unsicher sind, zögern Sie nicht, eine Zweitmeinung einzuholen. Wie Sie sich auf das Gespräch mit dem Arzt optimal vorbereiten können, erfahren Sie im Kapitel Arztwahl.

Häufig wird eine Kombination von Therapien angewandt: Das können Operation, Strahlentherapie und systemische Therapien sein (siehe Behandlungen). Über Wirkungen und Nebenwirkungen der einzelnen Behandlungen kann Ihr Arzt Sie aufklären. Gegen viele der möglicherweise auftretenden Nebenwirkungen gibt es mittlerweile sehr gut wirkende Medikamente.

Operation

Die chirurgische Entfernung des Tumors (Resektion) ist die beste Methode, um das Wiederauftreten der Erkrankung zu verhindern. Sicherheitshalber wird außer dem Tumorgewebe noch etwas von dem umliegenden gesunden Gewebe mit entfernt.
Welcher Darmabschnitt und wie viel des gesunden Darmgewebes dabei herausgeschnitten werden, hängt von der Größe und der Lage des Tumors ab.

Tumorentfernung mit minimalinvasiven Methoden

Neben der klassischen Operation, bei der ein Schnitt durch die Bauchdecke notwendig ist, kommt unter Umständen auch eine minimalinvasive Operationsmethode in Betracht. Bei dieser als Schlüssellochtechnik beschriebenen Verfahrensweise entfernt der Chirurg den Tumor mit Hilfe von endoskopischen Geräten. Dafür sind nur kleine Schnitte in den Bauch notwendig. Befindet sich der Tumor im Mastdarm kann die Operation möglicherweise über den After, ohne Schnitt durch die Bauchdecke, erfolgen.

Künstlicher Darmausgang

In bestimmten Fällen ist nach der Operation ein künstlicher Darmausgang (Anus praeter/ Stoma) notwendig. Dieser kann vorübergehend sein, um den operierten Darmabschnitt nicht gleich wieder zu belasten, oder aber dauerhaft, etwa wenn der Schließmuskel des Mastdarms entfernt werden musste. Um den Schließmuskel zu erhalten, kann vor der Operation versucht werden, den Tumor durch eine Kombination aus Chemo- und Strahlentherapie zurückzudrängen (neoadjuvante Therapie).

Radiofrequenzablation

Um Fernmetastasen in Lunge und Leber zu entfernen, kann neben der chirurgischen Entfernung auch eine so genannte Radiofrequenzablation erfolgen. Bei dieser Methode werden die Metastasen durch Hitze zerstört.

Konversionstherapie

Metastasen, die nicht operabel sind, können unter Umständen durch eine so genannte Konversionstherapie so klein geschrumpft werden, dass sie doch chirurgisch entfernbar sind. Dieses Kleinschrumpfen erfolgt durch eine Kombination aus Chemo- und Antikörpertherapie. Genaueres zu den Wirkweisen der hier in Frage kommenden Therapeutika, erfahren Sie im Abschnitt zur medikamentösen Therapie.

Strahlentherapie

Bei größeren Mastdarmtumoren kann es notwendig sein, den Tumor vor einer chirurgischen Behandlung durch Strahlentherapie (Radiotherapie) oder einer Kombination aus Strahlen- und Chemotherapie zu verkleinern. In bestimmten Fällen wird die Strahlentherapie auch zur Behandlung von Metastasen angewendet.

Medikamentöse Krebstherapien

Medikamentöse Behandlungsmethoden kommen vorwiegend bei fortgeschrittenem Darmkrebs zum Einsatz. Häufig werden nacheinander verschiedene Therapien gegeben, jedes Set an zusammen gegebenen Maßnahmen wird dabei als eine „Linie“ bezeichnet:

 

  • Erstlinientherapie: Medikamente/therapeutische Ansätze, die am besten geeignet sind für die individuelle Krebserkrankung des Patienten.
  • Zweitlinientherapie: Wenn die Erstlinientherapie nicht oder nicht mehr wirkt, oder nicht vertragen wird, kommen andere Medikamente zum Einsatz.
  • Dritt-/Viert-/…linientherapie: Sollte auch die Zweitlinientherapie ihre Wirksamkeit im Laufe der Zeit verlieren, oder Unverträglichkeiten auftreten, können noch weitere Therapieanläufe gemacht werden. Das heißt, Sie müssen nicht verzagen, wenn eine Therapie nicht mehr wirkt. Bei Darmkrebs sind häufig durchaus mehrere Therapielinien möglich.

Chemotherapie

Chemotherapeutika sind chemische Zellgifte. Sie hindern die Vermehrung der sich schnell teilenden Tumorzellen. Für die Therapie bei Darmkrebs stehen verschiedene Wirkstoffe zur Verfügung, die entweder allein oder in Zweier- bzw. Dreierkombination angewendet werden. Gegebenenfalls wird die Chemotherapie vor (neoadjuvant) oder nach (adjuvant) einer chirurgischen Entfernung des Tumors eingesetzt.

Im fortgeschrittenen Stadium kommt eine Chemotherapie meist zusammen mit einer Antikörpertherapie zum Einsatz.

Zielgerichtete Therapie

Diese Medikamente hemmen z.B. gezielt Wachstumssignale auf den Tumorzellen oder verhindern die für das Tumorwachstum notwendige Bildung neuer Blutgefäße. Dazu zählen auch Antikörpertherapien. Sie werden bei Patienten im fortgeschrittenen Erkrankungsstadium meist in Kombination mit einer Chemotherapie angewendet.

Welche der Therapeutika bei welchem Patienten greifen, hängt auch von den genetischen Eigenschaften des Tumors ab. In diesem Zusammenhang wird Ihr Arzt z.B. den RAS- und BRAF-Mutationsstatus des Tumors testen lassen und das Therapiekonzept danach auswählen. Neben dem Mutationsstatus hat sich zudem gezeigt, dass die Lage des Tumors die Wirksamkeit bestimmter Medikamente beeinflusst. Linksseitige und rechtsseitige Tumore unterscheiden sich in ihrer Biologie, weswegen hier unterschiedliche Therapeutika eingesetzt werden können.

Bei Darmkrebs kommen verschiedene zielgerichtete Therapeutika mit verschiedenen Wirkansätzen in Betracht. Fragen Sie Ihren Arzt, ob Sie für eine Behandlung mit zielgerichteten Therapien in Frage kommen.

Folgende Wirkprinzipien stehen z.B. zur Verfügung:

EGFR-Hemmer

Auf der Oberfläche vieler Krebszellen befinden sich gehäuft Strukturen, die die Tumorzell-Vermehrung fördern. Eine davon ist der epidermale Wachstumsfaktor-Rezeptor (EGFR). EGFR kann durch Medikamente – in diesem Fall einem Antikörper – gezielt blockiert werden, sodass Krebszellen in ihrem Wachstum behindert sind.

Angiogenese-Hemmer

Tumore brauchen für ihre schnelle Vermehrung sehr viele Nährstoffe – viel mehr als gesundes Gewebe. Um gut versorgt zu sein, bauen sich die Tumore ab einer gewissen Größe ihre eigene Infrastruktur aus: Sie bilden neue Blutgefäße (Angiogenese). So genannte Angiogenese-Hemmer behindern die Neubildung von Blutgefäßen und sorgen dadurch z.B. für ein „Aushungern“ des Tumors.

Multikinase-Hemmer

Auf der Oberfläche vieler Krebszellen befinden sich gehäuft Faktoren, die die Tumorzell-Vermehrung fördern. Kinasen, insbesondere Tyrosinkinasen, sind solche Faktoren. Kinase-Inhibitoren blockieren gezielt diese Faktoren und bremsen dadurch das Krebswachstum.

Nachsorge

Die Therapie ist nun abgeschlossen, Sie haben es geschafft! An die Therapie schließt sich nun die Nachsorge an. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen dienen dazu, ein mögliches Wiederauftreten der Erkrankung frühzeitig zu erkennen und bei Bedarf sofort zu behandeln. Insbesondere die ersten fünf Jahre nach der Diagnose gelten als kritisch. Daher schließt an die Therapie eine engmaschige Überwachung an, die Nachsorge.

Das Nachsorgeschema legt Ihr Arzt individuell nach dem jeweiligen Rückfallrisiko und Erkrankungsstadium fest. Im Fokus der Nachsorge liegen die ersten fünf Jahre nach der Diagnosestellung, da hier das Risiko statistisch gesehen am höchsten ist. In Österreich werden Sie in den ersten drei Jahren alle drei Monate körperlich untersucht, danach vergrößern sich die Abstände zwischen den Untersuchungen. Zusätzlich werden die Arzttermine alle sechs Monate durch eine CT-Untersuchung und nach einem bzw. drei Jahren durch eine Darmspiegelung ergänzt.2

Referenzen

1. Österreichische Krebshilfe. Patientenbroschüre Darmkrebs. Stand 2019.

2. https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/kolonkarzinom/@@guideline/html/index.html