Behandlung

Wie sind die Heilungschancen?

Eine individuelle Prognose für Ihren Krankheitsverlauf kann der Arzt erst nach Abschluss aller Untersuchungen äußern, da sie von verschiedenen Faktoren abhängig ist. Es gilt jedoch: Eine frühzeitige Diagnose erhöht Ihre Heilungschancen!

Je nach Erkrankungsstadium bestehen unterschiedliche Überlebenschancen: 

  • Bei Tumoren in frühen Stadien überleben bis zu 75% der Patienten die ersten fünf Jahre nach der Diagnosestellung.1
  • In einem fortgeschrittenen Stadium, insbesondere bei Anwesenheit von Fernmetastasen, sinken die Überlebenschancen auf 17–18%.1

Therapiearten

In den letzten Wochen sind Sie durch eine Reihe von Untersuchungen gegangen, durch eine Phase der Wartezeit, die mit vielen Fragen und Sorgen verbunden ist. Nun steht die Diagnose endlich fest. Welche Behandlungen konkret für Sie in Frage kommen, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu zählen neben dem Erkrankungsstadium auch Ihr gesundheitlicher Allgemeinzustand und ihr Alter.

Lassen Sie sich die verschiedenen in Frage kommenden Behandlungsoptionen von Ihrem behandelnden Arzt genau erklären. Falls Sie sich unsicher sind, zögern Sie nicht, eine Zweitmeinung einzuholen. Wie Sie sich auf das Gespräch mit dem Arzt optimal vorbereiten können, erfahren Sie im Kapitel Arztwahl.

Häufig kann eine Kombination von Therapien auf Sie zukommen: Das können Operation, Strahlentherapie, Immuntherapien und Chemotherapie sein. Über Nebenwirkungen der einzelnen Behandlungen kann Ihr Arzt Sie aufklären. Es gibt mittlerweile sehr gut wirkende Medikamente gegen viele dieser Nebenwirkungen.

Operation

Die chirurgische Entfernung des Tumors (Resektion) ist die beste Methode, um das Wiederauftreten der Erkrankung zu verhindern. Sicherheitshalber wird außer dem Tumorgewebe noch etwas von dem umliegenden gesunden Gewebe mit entfernt.

Zusätzlich werden möglicherweise Lymphknoten entnommen und untersucht. Befindet sich der Tumor im Kopf-Hals-Bereich, wird der Chirurg sicherheitshalber auch Lymphknoten in der Region entfernen. Dieser Vorgang wird „Neck dissection“ genannt.

Strahlentherapie

Eine Bestrahlung (Radiotherapie) schädigt Tumorzellen direkt, sodass diese sich nicht mehr vermehren können und absterben. Diese Therapiemaßnahme ist in allen Erkrankungsstadien möglich. Eine Bestrahlung der Tumorregion erfolgt bei einem Merkelzellkarzinom in der Regel adjuvant, das heißt nach der chirurgischen Entfernung des Tumors. Insbesondere bei den frühen Erkrankungsstadien senkt diese Behandlung das Risiko für eine Rückkehr des Tumors.

Als alleinige Therapie kommt die Strahlentherapie insbesondere bei fortgeschrittenen Tumoren zur Anwendung, wenn eine Operation technisch nicht durchführbar ist. Sie kann aber auch mit einer Chemo- oder Immuntherapie kombiniert werden.1

Medikamentöse Krebstherapien

Immuntherapie

Viele Tumore schaffen es, den körpereigenen Verteidigungsmechanismus (Immunsystem) auszutricksen, indem sie sich vor den Immunzellen ‚verstecken‘ und so nicht bekämpft werden können. So genannte Immuncheckpoint-Inhibitoren aktivieren die verantwortlichen Immunzellen indem sie den Tumor demaskieren, sodass dieser wieder als „Feind“ erkannt und bekämpft wird.
Immuncheckpoint-Inhibitoren sind aktuell bei metastasierendem Merkelzellkarzinom zur Behandlung zugelassen. Allerdings können vorherige Chemotherapien das Ansprechen auf die Therapie mit Immuncheckpoint-Inhibitoren deutlich mindern.2 Daher ist für einen optimalen Behandlungseffekt ein frühzeitiger Beginn sinnvoll. Fragen Sie Ihren Arzt, ob Sie für eine Behandlung mit Immuncheckpoint-Inhibitoren in Frage kommen.

Chemotherapie

Chemotherapeutika sind chemische Zellgifte. Sie hindern die Vermehrung der sich schnell teilenden Tumorzellen. Bei der Behandlung des Merkelzellkarzinoms ist es ein Problem, dass die Krebszellen mit der Chemotherapie anfänglich zwar gut bekämpft werden können, sie aber rasch gegen die toxischen Wirkmechanismen resistent werden. Der Tumor wächst daraufhin wieder. Chemotherapeutika scheinen teilweise hinsichtlich der Wirksamkeit den Immuncheckpoint-Inhibitoren unterlegen zu sein.1

Nachsorge (bildgebende Untersuchungen)1

Die Therapie ist nun abgeschlossen, Sie haben es geschafft! Allerdings besteht immer noch die Gefahr eines Rückfalls (Rezidiv). Insbesondere die ersten fünf Jahre nach der Diagnose gelten als kritisch.1 Daher schließt an die Therapie eine engmaschige Überwachung an. Sollte der Krebs zurückkehren, können auf diese Weise rasch und frühzeitig Gegenmaßnahmen gesetzt werden. 
In den ersten zwei Jahren der Nachsorge-Phase erfolgen Untersuchungen vierteljährlich. Danach werden die Abstände zwischen den Untersuchungen größer.1
Die Nachsorge umfasst folgende Untersuchungen:

  • Abfrage von Beschwerden
  • Untersuchung der Haut und Abtasten der Lymphknoten
  • Ultraschall der Lymphknoten
  • Ggf. weitere bildgebende Untersuchungen;

Zusätzlich zu den Arztterminen ist Ihre Mitwirkung gefragt. Untersuchen Sie regelmäßig Ihre Haut auf Veränderungen – insbesondere im Umfeld des entfernten Tumors. Dies sollte für Sie eine lebenslange Vorsichtsmaßnahme werden.

Referenzen

1. Becker JC et al. S2k – Leitlinie – Merkelzellkarzinom – Update 2018.
2. D’Angelo SP, Russell J, Lebbe C, et al. efficacy and safety of first-line avelumab treatment in patients with stage iv metastatic merkel cell carcinoma: a preplanned interim analysis of a clinical trial. JAMA Oncol 2018;4(9)e1800077.