Behandlung

Wie sind die Heilungschancen?

Eine individuelle Prognose für Ihren Krankheitsverlauf kann der Arzt erst nach Abschluss aller Untersuchungen äußern, da sie von verschiedenen Faktoren abhängig ist. Generell ist die Prognose des Nierenzellkarzinoms vergleichsweise günstig. Statistiken zeigen, dass etwa 75% aller Erkrankten fünf Jahre nach der Behandlung noch am Leben sind. 1

Therapiearten2

In den letzten Wochen sind Sie durch eine Reihe von Untersuchungen gegangen, durch eine Phase der Wartezeit, die mit vielen Fragen und Sorgen verbunden ist. Nun steht die Diagnose endlich fest. Anhand dieser wird die Behandlungsstrategie erstellt. Sie hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu zählen neben dem Erkrankungsstadium auch Ihr gesundheitlicher Allgemeinzustand und Ihr Alter.

Lassen Sie sich die für Sie in Frage kommenden Behandlungsoptionen von Ihrem behandelnden Arzt genau erklären. Falls Sie sich unsicher sind, zögern Sie nicht, eine Zweitmeinung einzuholen. Wie Sie sich auf das Gespräch mit dem Arzt optimal vorbereiten können, erfahren Sie im Kapitel Arztwahl.

Stellen Sie sich auf eine Operation ein. Sie ist fast immer notwendig und nach aktuellem Wissensstand eine Option, die zur Heilung führen kann. Die Strahlentherapie kommt beim Nierenzellkarzinom vor allem bei symptomatischen inoperablen Metastasen zum Einsatz. Auf die bei vielen anderen Krebsarten angewandte Chemotherapie reagieren Nierenzellkarzinome meist kaum. Eine Chemotherapie ist daher nicht Teil der klassischen Behandlung von Nierenzellkarzinomen. Stattdessen kommen bei fortgeschrittenen Erkrankungen moderne Krebsmedikamente zum Einsatz: die zielgerichtete Therapie und die Immuntherapie. In den letzten 15 Jahren sind viele neue Wirkstoffe zugelassen worden.

Operation

Je nach Ausbreitung der Krebserkrankung wird Ihre Niere teilweise oder vollständig entfernt (partielle oder radikale Nephrektomie). Nach der Operation kann Ihre Nierenfunktion eingeschränkt sein, das ist aber nicht zwingend der Fall. Lassen Sie sich vor der Operation alles ganz genau erklären und fragen Sie nach, was eine Einschränkung konkret für Sie bedeuten kann.

Teilweise Entfernung der Niere

Bei einer teilweisen Entfernung der Niere steht der Erhalt Ihrer Nierenfunktion im Vordergrund. Ob eine teilweise Entfernung der Niere in Frage kommt, besprechen Sie ausführlich mit Ihrem Arzt. Sie kann möglich sein, wenn

  • der Tumor sich in einem frühen Stadium befindet, also lokal begrenzt ist und keine befallenen Lymphknoten und keine Metastasen nachweisbar sind
  • Sie nur eine funktionstüchtige Niere haben.
  • Sie eine Grunderkrankung haben, die Ihre Nierenfunktion einschränkt, bspw. Diabetes mellitus oder Bluthochdruck.
  • bei Ihnen eine vererbte Veranlagung für Nierenzellkarzinome vorliegt.2

Tumorentfernung mit minimalinvasiven Methoden

Je nach individuellen Voraussetzungen kann die Operation auch minimalinvasiv durchgeführt werden. Diese Methode wird als Schlüssellochtechnik bezeichnet. Solche Operationen können auch von einem Roboter assistiert werden. Der Vorteil einer minimalinvasiven Operation ist, dass kaum gesundes Gewebe verletzt wird und Sie sich dann schneller von der Operation erholen. Bei einer offenen Operation muss der Chirurg einen größeren Schnitt machen. Dabei wird mehr gesundes Gewebe verletzt, was einen längeren Heilungsprozess bedingt.

Kryotherapie und Radiofrequenzablation
Bei räumlich gut erreichbaren, kleinen Tumoren kann zu dessen Zerstörung Kälte (Kryotherapie) oder Hitze (Radiofrequenzablation) angewandt werden. Ob eine dieser beiden Methoden in Frage kommt, kann Ihr Arzt mit Ihnen besprechen.

Teilentfernung der Niere
Unter Umständen kann auch eine Teilentfernung der Niere mit minimalinvasiven Methoden durchgeführt werden. Wenn Sie sich unsicher sein sollten, holen Sie sich am besten an einem für diese Methode spezialisierten Zentrum eine Zweitmeinung ein.

Embolisierung
Ein zusätzliches minimalinvasives Verfahren bei geschwächten Patienten mit blutenden Tumoren oder zur Verhinderung intraoperativer Blutungen ist das Kappen der Blutversorgung von Tumoren. Diese Methode bringt eine kurzfristige Verbesserung der gesundheitlichen Gesamtzustandes oder eine Reduzierung möglicher operativer Komplikationen mit sich.2

Operationen bei fortgeschrittenem Erkrankungsstadium

Zeigt die Diagnose, dass der Tumor bereits in anderes Gewebe hineingewachsen ist oder in andere Körperregionen „gestreut“ hat, können Operationen immer noch eine effektive Option sein.

Eine Heilung kann auch noch möglich sein. Einzelne Metastasen in bspw. Knochen oder Lunge können mitunter operativ entfernt werden.

Ist eine Heilung ausgeschlossen, hilft etwa die Operation im Sinne einer Palliativbehandlung, Beschwerden zu lindern, die Überlebenszeit zu verlängern sowie die Lebensqualität zu erhöhen.

Medikamentöse Krebstherapien

Medikamentöse Therapien kommen bei metastasierenden Nierenzellkarzinomen zum Tragen. Eine Behandlung mit diesen Wirkstoffen wird ganz individuell auf Sie und Ihre Erkrankung abgestimmt und ist u.a. abhängig von Ihrer IMDC/MSKCC Risikogruppe. Bei einer metastasierten Erkrankung unterteilt man die einzelnen Therapien in sogenannte Therapielinien:

 

  • Erstlinientherapie
    Medikamente, die am geeignetsten für die Therapie sind.
  • Zweitlinientherapie
    Wenn die Erstlinientherapie nicht oder nicht mehr wirkt, oder nicht vertragen wird, kommen andere Medikamente zum Einsatz.
  • Sollte auch die Zweitlinientherapie ihre Wirksamkeit im Laufe der Zeit verlieren, oder es zu Unverträglichkeiten kommen, können noch weitere Therapieanläufe gemacht werden. Das heißt, Sie müssen nicht verzagen, wenn eine Therapie nicht mehr wirkt. Beim Nierenzellkarzinom sind durchaus mehrere Therapielinien möglich.2

Zielgerichtete Therapie

Diese Medikamente hemmen gezielt Wachstumssignale auf den Tumorzellen oder verhindern die für das Wachstum notwendige Bildung neuer Blutgefäße.

Multikinase-Inhibitoren

Auf der Oberfläche vieler Krebszellen befinden sich gehäuft Faktoren, die die Tumorzell-Vermehrung fördern. Kinasen, insbesondere Tyrosinkinasen, sind solche Faktoren. Kinase-Inhibitoren blockieren gezielt diese Faktoren und bremsen dadurch das Krebswachstum.

mTOR Inhibitoren

Die mTOR-Kinase ist eine Art molekulare Schaltzentrale, die eine wichtige Rolle bei der Zellteilung spielt. Bei Krebs kann der Prozess der Zellteilung gestört sein, was zu unkontrolliertem Tumorzellwachstum führt. mTOR-Inhibitoren sind Arzneistoffe, die die Wirkung der mTOR-Kinase hemmen und so das schädliche Zellwachstum verringern.

Angiogenese-Hemmer

Tumore brauchen für ihre schnelle Vermehrung sehr viele Nährstoffe –mehr als gesundes Gewebe. Um gut versorgt zu sein, bauen sich die Tumore ab einer gewissen Größe ihre eigene Infrastruktur aus: Sie bilden neue Blutgefäße (Angiogenese). Angiogenese-Hemmer setzen genau hier an. Sie behindern die Neubildung von Blutgefäßen und sorgen dadurch für ein „Aushungern“ des Tumors.

Immuntherapie

Es gibt Medikamente, die dem Immunsystem helfen, gegen den Krebs vorzugehen. Häufig werden diese so genannten Immuntherapeutika in Kombination mit den vorher erwähnten zielgerichteten Therapeutika eingesetzt. Dabei bedienen sie sich unterschiedlicher Mechanismen.

Zytokinbasierte Immuntherapie

Zytokine sind körpereigene Substanzen, die das Immunsystem nachweislich unterstützen. Sie werden in einer hohen Dosierung verabreicht und zeigen bei einem Teil der Patienten eine Rückbildung der Metastasen.3

Immuncheckpoint-Inhibitoren

Viele Tumore schaffen es, den körpereigenen Verteidigungsmechanismus auszutricksen und dadurch unerkannt zu bleiben. Immuncheckpoint-Inhibitoren aktivieren die Immunzellen und demaskieren den Tumor, sodass dieser wieder von den Immunzellen als Feind erkannt wird.

Fragen Sie Ihren Arzt, ob Sie für eine Behandlung mit Immuntherapeutika oder zielgerichteten Therapien in Frage kommen.

Nachsorge2

Die Therapie ist nun abgeschlossen, Sie haben es geschafft! An die Therapie schließt sich nun die Nachsorge an. Hier geht es vorrangig um den Erhalt Ihrer Gesundheit sowie um die Behandlung von Folgen der Krebstherapie. Als möglicher Langzeitschaden kann beispielsweise eine Funktionseinschränkungen der Nieren auftreten.

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen dienen dazu, ein mögliches Wiederauftreten der Erkrankung frühzeitig zu erkennen und bei Bedarf sofort zu behandeln. Die Häufigkeit der Nachsorgeuntersuchungen richtet sich nach Ihrem Risikostatus. Sprechen Sie darüber mit Ihrem Arzt. Die Untersuchungen können über einen Zeitraum zwischen fünf und neun Jahren zu Beginn alle drei Monate, später nur einmal jährlich stattfinden. Zu den Kontrollen gehören regelmäßige Anamnesen, Labor- und bildgebende Untersuchungen (siehe Untersuchungen).